Die Geschichte(n) eines Bildes

Philosophie mit Sophie:

Was siehst du auf diesem Bild? 

Du wirst jetzt wahrscheinlich denken: “Hä? Eine Schüssel mit leckeren Cornflakes, was denn sonst?”. 
Eigentlich stimmt das auch. Doch du kannst hinter dem Foto auch eine Menge andere Sachen erkennen. Sowohl fröhliche, als auch traurige oder schockierende. Vermutlich denkst du jetzt, ich hätte nicht mehr alle Latten am Zaun; was manchmal auch so ist, doch lass mich erst mal erklären. 

Die Hintergrundgeschichte eines Bildes 

Hinter jedem Bild steckt eine Hintergrundgeschichte, so auch hinter diesem hier. In den folgenden Zeilen habe ich drei mögliche Varianten verfasst. 

Variante 1:

Das Feuer

Es war eigentlich ein normaler Samstagmorgen. Wie jeden Tag stand ich ganz normal auf, duschte schnell und ging dann im Bademantel nach unten in die Küche, um mir einen Tee zu kochen und meine morgendlichen Cornflakes zuzubereiten. Ich setzte das Wasser auf, stellte die Cornflakes auf den Tisch und machte wie gewohnt mein Instagram-Foto für meinen täglichen Post mit Healty-Spruch, als mir plötzlich der Roman ins Auge fiel, den mir mein Neffe vor zwei Monaten zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte mich riesig über das Buch gefreut, denn es war der dritte Band der Trilogie, die ich wenige Wochen zuvor begonnen hatte, die mich so begeistert hatte und von der der dritte Band nicht mehr erhältlich gewesen war. Ich stand auf, schnappte mir das Buch und begann zu lesen. Die Handlung des Buches zog mich sofort fest in ihren Bann und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Ich war gerade beim dritten Kapitel des Romans angekommen, als mich auf einmal der Feuermelder aus den Fängen der Geschichte riss. Ich schreckte hoch, drehte mich um und der blanke Horror erwartete mich: Das Kabel des Wasserkochers war anscheinend explodiert und die Akten die daneben gelegen hatten, leuchteten bereits in lichterlohen Flammen. Ich war wie gelähmt, das Feuer aber breitete sich rasch aus und ehe ich mich versah, stand schon die halbe Küche in Flammen. Als ich mich endlich aus meiner Schockstarre gelöst hatte, sprang ich auf und rannte aus der Wohnung. Mein Buch nahm ich mit, da meine Finger es krampfhaft umklammert hatten und unlösbar an ihm festklebten. Meine Wohnung mit all ihren Inhalten brannte ab und ich wünschte, ich könnte wenigstens noch meine Cornflakes essen.  Nun habe ich nur noch dieses Foto meiner Cornflakes und ein Buch als Trost.

Variante 2

Die Überraschung

Es war ein Donnerstag, auf den der 24. Dezember, mein Geburtstag, an diesem Jahr fiel. Obwohl Ferien waren, mussten meine Eltern zur Arbeit. Trotz meines Geburtstags. Doch so war das nun mal, ich war es gewohnt, dass meine Eltern, die als die besten Ärzte ihres Faches bekannt waren, rund um die Uhr im Krankenhaus sein mussten. Auch an meinem Geburtstag. An meinem 18. Geburtstag. An jenem Tag, stand ich um acht Uhr auf. Ich ging hinunter in die Küche, um zu frühstücken und fand eine Schüssel mit Müsli auf dem Küchentisch. Daneben lag ein kleiner gelber Zettel. In der Schrift meines Vaters stand darauf geschrieben: „Hallo Robert, hier hast du ein Müsli zum Start in den Tag. Wir wünschen dir alles Gute zum 18. Geburtstag! Jetzt bist du ein großer Junge und nicht mehr unser kleiner Hase… Wie die Zeit doch vergeht! Hab einen schönen Tag, dicker Kuss! Mum & Dad“. Ich lächelte, las mir die Zeilen durch und schoss ein Foto vom Müsli zur Erinnerung. Es kam nicht oft vor, dass meine Eltern mir Frühstück vorbereiteten. Anschließend setzte ich mich und aß mein Müsli. Als ich fertig war, räumte ich die Schüssel und den Löffel in die Spülmaschine und nahm den Zettel, um ihn in meiner Erinnerungskiste zu verstauen. Es hatte sich schon so viel über die Jahre darin angesammelt… Der erste Zahn, den ich verloren hatte, eine abgefallene Kralle meines ersten Hundes, ein Bild von mir und meinem besten Freund, ein Armband, das ich von meiner Freundin geschenkt bekommen hatte, eine Postkarte von meinen Großeltern und noch viel, viel mehr. Auf dem Weg in mein Zimmer drehte ich den Zettel mehrmals hin und her, bis mir auf einmal auffiel, dass auf der Rückseite auch noch etwas stand. Diesmal war es die verschlungene Schrift meiner Mutter: „P. S.: Schau mal vor die Tür (; “ Ich drehte also wieder um und ging in Richtung unseres Eingangs. Ich griff nach dem Schlüssel, drehte ihn im Schloss herum und zog die Tür auf. Draußen erwarteten mich meine Eltern mit einem breiten Grinsen auf ihren Gesichtern. Hinter ihnen stand ein echter, blank geputzter, grauer Seat Leon wie ich ihn mir schon in meinen Kindertagen gewünscht hatte. „Alles gute zum Geburtstag, Schatz!“, riefen meine Eltern.

Variante 3:

Die Nächste

Es war ein Morgen wie jeder andere auch. Wie immer nahm ich nach dem Frühstück die blaue Flexileine meines Hundes vom Haken neben der Eingangstür, nahm Walter an die Leine und ging zur Haustür hinaus. Vorne warf ich einen schnellen blick in den roten Briefkasten neben den Mülltonnen. Da ich an diesem Morgen noch keine Post bemerkt hatte – was ich dank Walters Bellen sonst normalerweise immer tat – verwunderte es mich, einen Zettel zu entdecken. Ich griff danach. Es war ein Foto eines lecker aussehenden Müslis darauf zu sehen, weshalb den Zettel für einen Werbeflyer hielt und zusammenknüllen und in die blaue Tonne schmeißen wollte, als ich eine rote Flüssigkeit an meiner Hand bemerkte. Da sie nur von dem Zettel stammen konnte, faltete ich ihn wieder auseinander. Dann traf mich fast der Schlag. Auf der Rückseite des Papieres stand in verwischter, roter Schrift geschrieben: „Du wirst die Nächste sein!“ Die Tinte war aus Blut, wahrscheinlich das Blut eines unschuldigen Opfers eines kranken Typen. Nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das Müsli auf dem Foto… Es war genau das Müsli, das ich an diesem Morgen gegessen hatte. Ich wollte schreien, als mir plötzlich eine Hand den Mund zuhielt. Walter knurrte und zu bellte, doch es war bereits zu spät…

Veröffentlicht von Sophie

Hi, mein Name ist Sophie. Ich bin momentan in der 4CL1 und seit vier Jahren bei der Schülerzeitung vom LESC. Ich bin ihr beigetreten, weil ich gerne Texte oder Geschichten schreibe.

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