Zurück ins Leben

Wie du in Zukunft wahrscheinlich lesen wirst, geht es in diesem und in den nächsten Artikeln um die dunklen Seiten des Menschen, um abseitige, schwer zu fassende Fälle und Schicksale, die viele Menschen bewegten und immer noch fesseln. Du kennst bestimmt auch den seltsamen Schauer, der dir den Rücken runterläuft, wenn du Geschichten von berühmten oder weniger berühmten Entführungen oder Mordfällen hörst oder liest. Ich werde von diesen Fällen berichten, beschreiben, wie sie abgelaufen sind, und viele dunkle Details ausbreiten.

Einige von euch haben bestimmt schon von Natascha Kampusch gehört und wissen sicherlich schon, dass sie entführt worden ist, nun aber wieder frei ist. Was aber ist ihr widerfahren? Was musste sie alles durchmachen? Was ist aus ihr geworden? Und wie hat sie wieder ins Leben zurückgefunden?

Es ist der 2. März 1998, die 10- jährige Natascha Kampusch will zur Schule gehen, kommt aber nie dort an. Weinend machte sie sich auf den Schulweg, da sie sich mit ihrer Mutter gestritten hatte. Sie erblickte einen weißen Kleinbus, überlegte noch, ob sie die Straßenseite wechseln sollte, entschied sich aber dagegen. Ihr Entführer Wolfgang Priklopil zerrte sie in seinen Lieferwagen und fuhr 17 km weiter zu seinen Haus: Hier hielt er Natascha Kampusch acht Jahre lang gefangen.

Priklopil sperrte sie in einen fensterlosen Kellerraum, der mit einer Tresortür verschlossen war. Er misshandelte, demütigte, fesselte und filmte sie immer wieder. Während ihrer Gefangenschaft durfte sie ihr Gefängnis zunächst ein halbes Jahr lang nicht verlassen,  danach durfte sie immer öfter raus in das Haus des Entführers. Schließlich durfte sie auch für gelegentliche Spaziergänge oder zum Einkaufen raus, einmal sogar für einen Skiausflug. Priklopil drohte ihr, sie zu töten, wenn sie die Polizei rufe. Im weiteren Verlauf ihrer Entführung stellte Priklopil ihr Schulbücher und Zeitungsmaterial zur Verfügung, gab ihr manchmal Lese- und Schreibunterricht und sie durfte Radio hören und Videos schauen.

Die Polizei war jedoch nicht untätig und kontrollierte, nachdem sie etliche Hinweise zu dem Verschwinden des jungen Mädchens erhalten hatte, alle weißen Kleinbusse in Niederösterreich – unter anderem auch den des Entführers Wolfgang Priklopil. Dieser gab an, dass er den Kleinbus für Bauarbeiten benötige und nachdem die Beamten Bauschutt gefunden hatte, glaubten sie ihm.

Doch Wolfgang Priklopil wurde immer nachlässiger: Natascha Kampusch konnte am 23. August 2006 gegen 13 Uhr fliehen. Sie sollte das Autos des Entführers reinigen und saugen. Sein Telefon läutete und während er sprach, konnte Natascha Kampusch fliehen. Erst ein paar Minuten später bemerkte Priklopil die Flucht. Er stellte sich jedoch nie seiner Tat und seiner ungeheuren Schuld, sondern brachte sich um.

Natascha Kampusch gab bereits am 6. September 2006 ihr erstes TV-Interview. Sie wirkte überraschenderweise sehr selbstsicher und gefasst, sprach ruhig und überlegt. Sie wollte sich nicht zum „typisches Opfer“ machen lassen – weder von den Medien noch von den Zuschauern und Lesern. Inzwischen gehört ihr sogar das Haus, in dem sie gefangen gehalten wurde – das Verlies ließ sie 2011 zuschütten. Natascha Kampusch ist heute eine selbtsbewusste, starke junge Frau. Sie schreibt Bücher (unter anderem über ihr eigenes Schicksal), entwirft Schmuck und arbeitete kurzzeitig auch als TV-Moderatorin.

Veröffentlicht von catherine

Hallo ich bin Catherine Linckels und schreibe schon seit einem Jahr für die Schülerzeitung. Ich besuche die Klasse 5CS1 und ich schreibe auf Deutsch.

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