
Wahrscheinlich hat schon fast jeder vom Skandal des Schulleiters Jean Billa des Lycée Edward Steichen in Clerf gehört. Hier geht es darum, dass aufgrund von Verstößen gegen die Drogengesetzgebung und das Waffengesetz und Veruntreuung öffentlicher und privater Gelder gegen ihn ermittelt wird und er vom Dienst suspendiert wurde.
Dadurch ist die seit 5 Jahren bestehende Schule in ein schlechtes Licht gerückt, was allerdings nicht ganz gerechtfertigt ist, denn eine Schule ist mehr als nur ihre Direktion.
Eine Schule wird nicht nur durch ihren Direktor, sondern auch durch ihre Lehrer*innen repräsentiert. Dadurch dass das Gymnasium in Clerf noch nicht allzu lange besteht und relativ jung ist, arbeiten dementsprechend auch überwiegend junge Lehrer*innen dort. Dies hat zum Vorteil, dass sie nicht nur stur den alten Methoden nachgehen, wie viele ältere Lehrer*innen, sondern viele versuchen sich der Jugend von heute anzupassen, was die Atmosphäre im Unterricht entspannter macht. Sie sind offen für Neues und nehmen interessiert an weiterbildenden Formationen teil, um ihren Unterricht zu verbessern.
Das Lycée Edward Steichen hält noch viele weitere Vorteile für die Schüler bereit. Es ist nämlich eine reine iPad-Schule (deshalb auch bekannt als die Schule des 21. Jahrhunderts), was das Lernen in verschiedenen Hinsichten vereinfacht, bereichert und sogar umweltfreundlicher gestaltet. Die Schule arbeitet mit Programmen wie zum Beispiel Showbie oder WebUntis.
Showbie dient der direkten Kommunikation zwischen Schüler und Lehrer, es können Arbeitsblätter verteilt werden, die auch sofort in der App bearbeitet werden können. Außerdem können Nachrichten gesendet werden.
Bei WebUntis handelt es sich um eine App, um den Stundenplan anzuzeigen. Das vereinfacht die Kommunikation zwischen Schule und Schüler, beispielsweise wenn eine Stunde entfällt oder verlegt wird. Sie ermöglicht es den Lehrer*innen außerdem die Präsenzen der Schüler*innen aufzunehmen und Hausaufgaben sowie Prüfungen einzutragen.
Der Stundenplan funktioniert in Doppelstunden, das heißt man hat 1,5 Stunden lange Schulstunden anstelle von 50 Minuten, wie es in den meisten Schulen in Luxemburg der Fall ist. Dadurch haben die Schüler*innen länger Zeit um ihre Prüfungen zu schreiben, man hat weniger Bücher am Tag zu schleppen und der Stundenplan sieht weniger chaotisch aus.
Außerdem haben die Schüler*innen Coaching, OSCAR-Kurse und Entreprise neben den normalen Unterrichtsstunden. Coaching hat man während der ersten 2 Jahre. Hierbei wird jedem Schüler ein*e Lehrer*in zugeteilt, mit dem er/sie sich ein mal die Woche während 15 Minuten trifft Fragen stellen und über eventuelle Lernprobleme und Probleme mit Lehrehn sprechen kann. In den OSCAR-Kursen werden die Schüler*innen auf Themen wie Drogen oder Steuern sensibilisiert. In der Entreprise arbeiten Schüler*innen an außerschulischen Projekten, zum Beispiel handwerkliche Arbeit oder Wohltätigkeitsaktionen. (Und nein, das ist keine zusätzliche Schulzeit die man länger absitzen muss, sondern man hat bedingt durch die Doppelstunden in jedem Fach 10 Minuten weniger als die anderen Schulen, die dann durch Coaching, OSCAR und die Entreprise wieder aufgenommen werden.)
Zudem werden den Schüler*innen noch zahlreiche weitere Aktivitäten außerhalb der Schulzeit angeboten, die activités parascolaires, kurz ACTPA. Hierzu gilt auch unsere Schülerzeitung, außerdem gibt es einen Matheclub, Makerspace, Open Sport, Schwimmclub, Chor und weitere coole Beschäftigungsmöglichkeiten für während der Pausen oder nach der Schule. (https://www.lesc.lu/actpa/index.html)
Es werden zusätzlich jedes Jahr Events wie zum Beispiel die Lesc Games (Sportliche Spiele an denen jede Klasse teilnimmt, wobei die Schüler*innen sich Sponsoren suchen sollen, um zum Schluss eine Geldsumme zusammenzuhaben, die an eine Wohltätigkeitsorganisation gespendet wird, dies wird btw auch von einer Entreprise organisiert), ein Schulfest und ein Weihnachtsmarkt organisiert.
Das Lycée Edward Steichen identifiziert sich auch als reines Wissenschaftsgymnasium und bietet demnach nur die Sectionen ESCB, ESCC, ESCI, ESGIG, ESGSN an, da die Wissenschaft im 21. Jahrhundert immer mehr in den Vordergrund rückt. Dies führt auch dazu, dass die Schüler*innen mehr auf einer Ebene stehen, indem ihre Interessen mehr oder weniger im gleichen Bereich liegen.
Außerdem wird das europäische Schulsystem für Schüler*innen, die Probleme in einer bestimmten Sprache haben, angeboten. Im LESC gibt es neben dem nationalen auch das deutschsprachige, das französischsprachige und das englischsprachige Schulsystem.
Um dem gewohnten Schulalltag kurz zu entfliehen, werden den Schüler*innen jedes Jahr pädagogische Ausflüge und Schulreisen ermöglicht. Jedes Jahr wird zum Beispiel ein Ski-Stage (https://echo-blog-lesc.com/2023/08/04/lescski-les-2alpes-2023/) für die Klassen 6e, 5e, S2 und S3 organisiert. Zusätzlich dürfen Klassen jedes Jahr eine mehrtägige Klassenfahrt unternehmen und die Lehrer besitzen die Freiheit, jederzeit kürzere Ausflüge im Kontext des Fachs zu organisieren.
Auch die Schulkantine des LESC ist vergleichsweise gut. Während die meisten Schulen jeden Tag nur ein normales und ein vegetarisches Menü anbieten, können die Schüler*innen hier wählen, ob sie sich in der Cafeteria ein Brötchen, ein Stück Kuchen, einen Salat oder einen Snack (ein*e einzelne*r Hamburger, Wrap, Pizza, Brötchen mit Wurst, …) kaufen oder in die Kantine gehen wollen. In der Kantine ist die Auswahl auch nicht klein: Es gibt jeden Tag eine andere Suppe als Vorspeise oder einen kleinen Salatteller, den man sich selbst zusammenstellen kann und ein paar mal in der Woche gibt es eine extra Vorspeise, zum Beispiel einen Mini-Hamburger, Muscheln oder Kroketten. Beim Hauptmenü kann man zwischen der Tagesspeise, den Nudeln, dem vegetarischen, veganen und gegrilltem Menü wählen. Ein Dessert darf natürlich auch nicht fehlen, man hat jeden Tag die Auswahl zwischen Obstsalat und etwas Anderem, zum Beispiel Schokokuchen oder Tiramisu.
An verschiedenen Stellen der Schule stehen zusätzlich Automaten, in denen man Wasser, Softgetränke, Kaffee, Kakao, Nüsse, Fairtrade Schokoriegel (das Lycée Edward Steichen ist nämlich eine Fairtrade-Schule :)) und weitere Snacks kaufen kann.
Natürlich gibt es wie in jeder Schule auch im LESC Verbesserungsbedarf in verschiedenen Bereichen, doch es ist trotzdem eine top Schule, vielleicht nicht für jeden, doch wegen dieses kleinen Geschehnisses sollte man die Schule nicht gleich schlecht reden. Unter Schüler*innen und Lehrer*innen des LESC ist die Sache bereits größtenteils in Vergessenheit geraten und es wird produktiv und ungestört weitergelernt und -gearbeitet wie zuvor. Wir hoffen, dass dies bei Ihnen auch möglich ist und die Schule gegebenenfalls auch in Ihrer Liste der Möglichkeiten als Gymnasium für Sie oder Ihr Kind auftaucht.