Philosphie mit Sophie
Manchmal, wenn mir langweilig ist, dann stelle ich mir Fragen. Fragen über den Sinn des Lebens, unser Sein oder Nicht Sein. Wer wir sind, was wir sind und wie wir sind. Was unsere Gefühle sind, wieso sie existieren, wieso sie so schmerzhaft oder schön sein können und ob sie echt sind. Ob es etwas gibt, was nicht vergänglich ist und was Vergänglichkeit überhaupt ist. Ich versuche in diesem Artikel eine dieser Fragen zu beantworten. Danach folgen weitere Teile, in denen ich weiteren Fragen auf den Grund gehe.
Konstruktivismus
Jeder Mensch hat einen Geschmack, also was er gut findet und mag oder nicht gut findet uns somit nicht mag. Das hängt von den Erfahrungen des jeweiligen Menschen ab, da das menschliche Gehirn Gefühle und die Reize seiner fünf Sinne miteinander verknüpft. Wenn man also beispielsweise einmal von einer Person misshandelt wird, die einen bestimmten Geruch trägt, wird man jedes Mal, wenn man diesen Geruch erneut riecht, an dieses Gefühl des Missbrauchs erinnert werden. Dies ist ein instinktiver Schutzmechanismus des Menschen.
Auf diese Weise lernen und entdecken wir unsere Welt.
Um dies besser verstehen zu können, setze ich mich in diesem Artikel mit dem philosophischen Gedankengang „Konstruktivismus“ auseinander. Es handelt sich hierbei um die Theorie, dass jeder Mensch sich seine eigene, individuelle Realität selbst erschafft.
Bei dem Begriff Konstruktivismus handelt es sich um einen Sammelbegriff mehrerer verschiedener Bereiche, die auf diese Theorie zurückgreifen. U.a. gibt es den radikalen, methodischen, interaktionistischen und Sozialkonstruktivismus.
Der radikale Konstruktivismus basiert auf sozialer Ebene und geht davon aus, dass ein Mensch die Reize seiner Umwelt mit seinen 5 Sinnen wahrnimmt und diese dann anhand seines Gedächtnisses interpretiert. Somit wäre es unmöglich, dass jedes Individuum Dinge 1:1 gleich wahrnimmt und die Wirklichkeit wäre relativ, was bedeuten würde, dass es keine allgemeine Realität gibt.
Diese Theorie würde viele Meinungsverschiedenheiten erklären, denn wenn jeder eine andere Wirklichkeit hat, kann man keine universellen Richtigkeiten an die sich jeder hält und welchen jeder zustimmt festlegen, da jeder sich seine Welt selbst konstruiert und diese auch konstruieren kann, wie er möchte und dies demnach seinen eigenen Wünschen nach und aus der eigenen Perspektive tut.
Der methodische Konstruktivismus umfasst die anthropozentrische Theorie, der Mensch bestimme die Wirklichkeit anhand seiner Sprache, indem Objekte an Worte gebunden werden.
Kritiker werfen ein, es gäbe aber auch eine Wirklichkeit ohne uns und ohne unsere Sprache.
Dies wäre allerdings nicht unsere Wirklichkeit, sondern (vermutlich) die eines anderen Wesens. Die Unsere, die einzige, die wir wahrnehmen, analysieren und hinterfragen können, wird wiederum aber von jedem Individuum personalisiert und nun mal auch an Wörter gebunden, da die Sprache im Moment unser am einfachsten zugängliches und am besten verständliches, wenn auch nicht komplett ohne Missverständnisse auskommendes, Kommunikationsmittel ist.
Der methodische Konstruktivismus wird in der Wissenschaft von Philosophen benutzt, um das Weltbild so realitätsnahe wie möglich zu beschreiben und konstruktiv zu kritisieren.
Aus dem interaktionistischen Konstruktivismus gehen 3 Bereiche hervor: Rekonstruktionen (Entdeckungen), Konstruktionen (Erfindungen) und Dekonstruktionen (Kritiken). Dabei handelt es sich von Interaktionen, die von jedem Mensch durchgeführt werden: Er entdeckt, erfindet und kritisiert die Welt, wie er sie wahrnimmt.
Auf diesem Weg lernen Menschen auch. Sie nehmen Reize und Informationen auf, befassen sich damit, kritisieren sie gegebenenfalls und verinnerlichen somit das Gelernte. Hierbei ist es wichtig, dass jeder herausfindet, was für ihn selbst am ehesten zielführend ist, um den idealen Lernweg zu finden.
Das Ziel des interaktionistischen Konstruktivismus in der Philosophie ist es, Gedankengänge nachzuvollziehen sowie den Pragmatismus im Überlebens- und Entwicklungsmechanismus aller bekannten Wesen zu entdecken und verdeutlichen und so die Geistes- und Kulturgeschichte realitätsgetreu zurückverfolgen zu können.
Der Sozialkonstruktivismus schaut sich an, wie die Gesellschaft sich entwickelt, wie soziale Phänomene von einer Generation an die nächste weitergegeben werden und Traditionen und Kulturen gebildet werden.
Anwendung findet der Sozialkonstruktivismus zum Beispiel in der Wissenschaftssoziologie, um zu beweisen, dass auch naturwissenschaftliche Fakten das Ergebnis einer Entwicklung und Konstruktion sind.
Der Konstuktivismus lässt allerdings auch die Möglichkeit offen, dass jeder Mensch die Welt anders wahrnimmt, das heißt, dein rot wäre mein blau, doch wir würden es beide rot nennen, oder für dich schmeckt salzig, was für mich süß schmeckt, weswegen die Meinungen der Menschen in Geschmäckern auseinander gehen. Diese Theorie würde nichts Bahnbrechendes ändern, trotzdem es ist womöglich doch ein interessantes Gedankenexperiment.